Die Haltungsformen bei Schweinen werden viel diskutiert. Die höchste Stufe ist die Haltungsstufe 4. Hier haben die Schweine doppelt so viel Platz wie gesetzlich vorgeschrieben, Zugang zu viel Stroh und dürfen nach draußen an die frische Luft.
Marianne und Klaus Albersmeier führen ihren Hof im nordrhein-westfälischen Lippetal nach diesem Haltungskonzept. Neben dem Ackerbau und dem Bereich Photovoltaik hat sich die Schweinezucht in den letzten Jahren zu ihrer wichtigsten Erwerbsquelle im Betrieb entwickelt, weil sie auf die Haltungsstufe 4 umgestellt haben. Aber wie kam es dazu?
2015 hatte die Familie die Idee, auf Strohschweine umzustellen. Nach einer Planungs- und Genehmigungsphase von zwei Jahren, konnte der Umbau und die Erweiterung der Ställe beginnen. Stroh statt Spaltenböden war die Devise zum Wohl der Tiere. Die Verbesserung der Ställe kostete das Ehepaar viel Zeit und Geld, weil große Umbaumaßnahmen vorzunehmen waren. Voraussetzung war aber auch, dass genug Platz vorhanden war, um die Ställe zu erweitern. Nach vier Jahren konnten sie 2019 die neuen Ställe fertigstellen und die Haltungsstufe 4 besiegeln.
Das Schweinefutter wird zu rund 50% selbst erzeugt, die anderen 50% kommen von Bauern aus der Region. Es besteht aus Getreide, Mineralfutter und als Eiweißzugabe sind Rapsschrot und Ackerbohne dabei. Gerade in der aktuellen Krisensituation mit den steigenden Futtermittelpreisen sind alle Marktteilnehmenden gefragt, für die gute Qualität auch einen angemessenen Preis zu zahlen. Dafür bekommen die Verbraucher:innen ein Schweinefleisch, das „wie früher“ schmeckt und nicht direkt in der Pfanne kleiner wird, weil es viel Wasser verliert.
Mit großen Tränken und Spielzeug sind die Schweine heute im Stall gut beschäftigt und können „spielen“. Denn eins ist nicht jedem bekannt: Schweine sind nicht nur einfühlsame, freundliche und verspielte Wesen, sie kommunizieren permanent miteinander und können sich sogar gegenseitig austricksen. Sie rangeln gerne miteinander und wenn man ihren Stall betritt, schnüffeln und nagen sie neugierig am Besucher.
Dass Albersmeiers heute Strohwohlschweine in Haltungsstufe 4 liefern, erforderte eine große Vision, Durchhaltevermögen und viele Stunden Arbeit. Die Weichen der Zukunft sind auf Tierwohl gestellt und der Hof ist ein wichtiger Teil dieser Zukunft.
Fotos: © Michael Breuer