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Ernährung-NRW e. V. präsentiert vielfältige Zukunftsthemen auf der Langen Nacht der Ernährung
Auf dem Weg in eine erfolgreiche Zukunft muss die Land- und Ernährungswirtschaft in Nordrhein-Westfalen zahlreiche Herausforderungen meistern. Verbraucher:innen erwarten heute u. a. eine artgerechte, am Tierwohl orientierte Nutztierhaltung und frische regionale Lebensmittelerzeugnisse mit gesicherter Herkunft für eine gesunde Ernährung. Unternehmen müssen ihre Aktivitäten an Herausforderungen wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit anpassen, aber auch an Digitalisierung und Künstliche Intelligenz sowie an die Nachfrage nach vegetarischen und veganen Lebensmitteln. Zu diesen Themen lud der Verein Ernährung-NRW zu seiner jährlichen Informations- und Netzwerkveranstaltung „Lange Nacht der Ernährung“ nach Meerbusch ein.
Landwirtschafts- und Verbraucherschutzministerin Silke Gorißen betonte in ihrer Videobotschaft die Vielseitigkeit und Innovationsstärke der Land- und Ernährungswirtschaft in NRW. Die vielen kleinen und großen Betriebe stellten ein großes Potential für die Herstellung und erfolgreiche Vermarktung hochwertiger Lebensmittel dar. Sie befürwortete, dass sich der Verein der wichtigen Zukunftsthemen annehme.
Wie regionale Landwirte und Landwirtinnen ihre Erzeugnisse direkt an die Gastronomie oder an Kitas und Schulen vertreiben können, erläuterten Johannes Decker und Daniel Neumann, Geschäftsführer der Firma Feldling aus Pulheim bei Köln. Sie gründeten ihr Unternehmen vor über zwei Jahren, weil sie feststellten, dass es eine Marktlücke in der Belieferung von regionalen Lebensmitteln wie Obst und Gemüse für gewerbliche Kunden und Institutionen gab. Heute beliefern sie Kindertagesstätten, Schulen und die Gemeinschaftsverpflegung rund um Köln, Düsseldorf und Neuss mit einem Sortiment aus 80 frischen Produkten, die sie von 14 Landwirten aus der Region beziehen. Morgens werden die regionalen Lebensmittel bei den Landwirten abgeholt und am selben Tag bei den Kunden angeliefert. Die Bestellungen gehen einen Tag vorher online ein. Eine Lagerhaltung entfällt. „Wir sind ein Add-on-Lieferdienst, d. h. wir ergänzen bestehende Strukturen“, beschreibt Johannes Decker die Geschäftsidee von Feldling.
Wie sich ein Fleischunternehmen zum Produkt- und Technologieanbieter für Proteinerzeugnisse entwickelt, zeigte Dr. Wolfgang Kühnl von der InFamily Foods Holding aus Versmold auf. „Unter der Mission „Best Proteins For You“ möchte das Unternehmen die besten Proteinprodukte aus tierischer, pflanzlicher und kultivierter Herkunft herstellen. Zusätzlich entwickelt das Unternehmen als Technologieanbieter innovative Ansätze zur Lebensmittelproduktion, die darauf abzielen, tierische Zellen außerhalb des Tierkörpers zu kultivieren. So kann eine Pflanze dazu gebracht werden, ein tierisches oder pflanzliches Gen zu erzeugen. Durch Präzisionsfermentation soll deutlich mehr Wertschöpfung auf den Acker gebracht werden. „Hier findet ein Paradigmenwechsel statt“, so Dr. Kühnl. „Wir werden die Fleischerzeugnisse nicht ablösen, aber der konventionelle Fleischbereich, die pflanzlichen Alternativen und der Biotech-Bereich mit zellbasiertem Fleisch werden nebeneinander existieren.“
„Was ist Künstliche Intelligenz und wie funktioniert sie eigentlich?“ erläuterte Michael Romer vom Landwirtschaftsverlag Digital in Münster spannend und verständlich in seinem Vortrag. Mit der Einführung von ChatGPT in 2023 gelangte die Generative Künstliche Intelligenz in die breite Wahrnehmung. Eine Herausforderung der KI besteht heute darin, sicherzustellen dass KI-Systeme ethisch einwandfrei und verantwortungsbewusst eingesetzt werden. Unter diesen Voraussetzungen zeichnet sich bereits ein unendliches Einsatzspektrum ab, auch für die Landwirtschaft und im Bereich der Lebensmittelherstellung. Michael Romer kam zu dem Schluss, dass diese technische Revolution nicht mehr aufzuhalten ist und wir dabei sein werden und müssen.
In seinem Vortrag über die Bedeutung einer nachhaltigen Unternehmens-finanzierung, betonte Klaus Franke, Geschäftsführer der nawisio GmbH, einer Tochtergesellschaft der Sparkasse Osnabrück, dass das Thema Nachhaltigkeit dauerhaft relevant bleibe und mittlerweile auch bei der Kreditvergabe eine wichtige Rolle spiele. Auf Branchenebene vergleichen Banken heute die Nachhaltigkeitsleistungen eines Unternehmens, um ihre Kunden und deren Finanzierung zu bewerten. Dabei rücken neben allen für das Erreichen der Klimaneutralität relevanten Aspekten u. a. auch soziale Faktoren zunehmend in den Fokus.
Nicht nur dank dieser hochaktuellen und informativen Vorträge nutzten die Teilnehmenden die Lange Nacht für einen intensiven und fruchtbaren Meinungs- und Erfahrungsaustausch.
Moderiert wurde die Veranstaltung von dem Vorsitzenden von Ernährung-NRW e. V., Andreas Heinz.
Videobotschaft von Ministerin Silke Gorißen:
Foto: © Birgit Clausen
Referenten (R) und den Vorständen (V) von Ernährung-NRW e. V., v.l.n.r.: Daniel Neumann, Feldling GmbH (R), Franz-Josef Dickopp, Ernährung-NRW e. V. (V), Dr. Katrin Quinckhardt, Ernährung-NRW e. V. (V), Johannes Decker, Feldling (R), Dr. Wolfgang Kühnl, InFamily Foods Holding (R), Dr. Svea Pacyna-Schürheck, Ernährung-NRW e. V. (V) , Michael Romer, Landwirtschaftsverlag Digital GmbH, Münster (R), Klaus Franke, nawisio GmbH (R), Andreas Heinz, Vorsitzender Ernährung-NRW e. V. (V), Boris Burat, Ernährung-NRW e. V. (V), Dietrich Vriesen, Ernährung-NRW e. V. (V)