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Fotomontage: Rinder auf der Weide, Rouladen (Copyright: Heiner Keil)

Die regionale Wertschöpfung stärken

Der Verein Ernährung-NRW e. V. vereint in seiner Mitgliederstruktur entlang der gesamten Wertschöpfungskette eine vielfältige Gruppe von Akteuren. Von der regionalen Erzeugung und Produktion über die Verarbeitung bis hin zu den Direktvermarktern, dem Lebensmitteleinzel- und -großhandel sowie dem Lebensmittelhandwerk und Kantinen – sämtliche Glieder der Lebensmittelindustrie sind vertreten. Insbesondere das Lebensmittelhandwerk spielt eine zentrale Rolle für die Förderung der regionalen Wertschöpfung, da es sowohl für die Verarbeitung als auch den Verkauf vor Ort unerlässlich ist. Gerade Landwirte, die Rinder und Schweine halten, sind darauf angewiesen, einen stabilen Abnehmerkreis wie das Lebensmittelhandwerk zu haben, um ihre Produkte erfolgreich zu vermarkten. Dieser Umstand gewinnt an Bedeutung, da die Fleischbranche mit anspruchsvollen Marktanforderungen und -entwicklungen konfrontiert ist, wie beispielsweise dem steigenden Umsatz mit Fleischersatzprodukten und der gesteigerten Nachfrage nach tierwohl- und nachhaltig erzeugtem Fleisch.

Landwirte gehen verschiedene Wege

„Regionale Vermarktung und Direktvermarktung spielen für uns eine große Rolle“, so Heiner Keil aus Reken. Auf seinem Bauernhof betreibt er mit unterschiedlichen Rinderrassen auf 200 Hektar aktive Landschaftspflege. Moore, Vogelschutzgebiete und andere ökologisch wertvolle Naturschutzgebiete mit ihrer hohen Biodiversität werden erhalten und von den Rindern vor der Verbuschung bewahrt. Die Tiere bleiben von der Geburt und über die Aufzucht bis zu dem Zeitpunkt der Schlachtung auf dem Hof. Sie werden mindestens 24 Monate alt und beweiden zwei Sommer lang die umliegenden Naturschutzweiden. Für den Zeitpunkt der Schlachtung müssen die Tiere den Hof nicht verlassen. Die Schlachtung der Tiere geschieht im betriebseigenen Schlachthaus, welches direkt an die Stallungen angrenzt, so dass sie keinem Transportstress ausgesetzt sind. Das verarbeitete Fleisch und die Fleisch- und Wurstwaren werden in der hofeigenen Metzgerei hergestellt und im eigenen Hofladen und über den Webshop verkauft. „Diese Art der Tierhaltung wird von den Verbrauchern honoriert“, so Heiner Keil, der vor 10 Jahren den Hof von seinen Eltern übernommen und das Konzept auf tiergerechte Haltung ausgerichtet hat. Neben den Endverbraucherinnen und Endverbrauchern zählen Kantinen aus der Umgebung zu seinen Kunden. Diese honorieren den etwas höheren Preis für diese „Naturschutzprodukte“ und sind ein guter und zuverlässiger Partner für Heiner Keil und seine Familie.

Das Ernährungshandwerk schätzt die regionale Wertschöpfung

Für den Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft ist die regionale Wertschöpfung ein wichtiger Baustein. Nicht nur die die regionale landwirtschaftliche Produktion, sondern auch die nachgelagerten Bereiche wie Lebensmittelhandwerk, Gastronomie und Handel werden dadurch erhalten. So arbeiten viele Fleischereien in NRW gerne mit Bauern aus der näheren Region zusammen.

Jörg Breuer aus Übach-Palenberg ist mit seiner Fleischerei ein gutes Beispiel. Er pflegt seit vielen Jahren Geschäftsbeziehungen zu ihm gut bekannten Landwirten, von denen er genau weiß, wie sie die Tiere halten und füttern. „Unser Betrieb lebt eine nachhaltige Regionalität, die wir durch das Gütesiegel ‚NRW IS(S)T GUT! – Der Region verpflichtet’ zum Ausdruck bringen.“ Dieses sog. Betriebszeichen wird von Ernährung-NRW e. V. an Unternehmen vergeben, die sich nachgewiesen engagieren und sozial, umweltbewusst und transparent sind. „Unseren Kundinnen und Kunden erkläre ich oftmals unser Engagement in der Region und das wird von allen wertgeschätzt“, so Jörg Breuer. Die Breuerschen Grillwürsten, der Frelenberger Schwarzschinken und andere Spezialitäten, die er und seine Frau anbieten, tragen zusätzlich das Gütesiegel ‚Geprüfte Qualität NRW‘. Dieses herkunftsbasierte Qualitätszeichen wird von Ernährung-NRW e. V. vergeben. Das Siegel garantiert die Herkunft der Rohstoffe aus und den Betriebssitz, die Verarbeitung, Produktion und Verpackung in Nordrhein-Westfalen sowie die regionale Verankerung des Betriebes.

Udo Kürten aus Oberhausen arbeitet nach ähnlichen Prinzipien. Das Schweinefleisch bezieht er aus Bergkamen von einem Zusammenschluss von bäuerlichen Betrieben aus Westfalen, die nach den aktuell höchsten konventionellen Tierwohlstandards produzieren und seit mehr als 30 Jahren Pioniere in Sachen tiergerechter Haltung auf bäuerlichen Betrieben sind. Das Familienunternehmen Kürten pflegt einen engen Kontakt zu seinen Geschäftspartnern und überzeugt sich oftmals selbst vor Ort vom Wohlergehen der Tiere. „Unsere Mitarbeiter besuchen die Höfe und nehmen an Seminaren teil, um zu verstehen, wie die gute Fleischqualität entsteht. Nur so können sie ihr Wissen auch an die Kunden weitergeben“, so Udo Kürten. Neben der persönlichen Beratung im Ladengeschäft wird die Herkunft des Fleisches über Bildschirme mit entsprechenden Filmen und über Werbemittel vor der Filiale kommuniziert. Die Kundschaft erkennt an, dass das qualitativ hochwertige Fleisch auch mehr kostet. Gerade in der Pandemie, in der oft zu Hause gekocht wurde, haben die Kundinnen und Kunden festgestellt, was es heißt, ein gutes Stück Fleisch zuzubereiten. Die gesamte Familie von Udo Kürten, d. h. seine Frau Ute, Sohn Kevin und Tochter Janine arbeiten im Unternehmen und werden es erfolgreich in die nächste Generation führen.

Das Unternehmen der Familie Bräuer stellt in Siegen Fleisch- und Wurstwaren her. Regionalität, Nachhaltigkeit und Transparenz sind auch hier besonders wichtig. „Das erkennt man auch an unseren Produkten“, so der Betriebsleiter Stefan Hintz. „Schweine und Rinder kommen von Bauern aus der Region.“ Das regionale Fleischangebot und die Fleisch- und Wurstwaren werden über die eigenen acht Filialen und zwei Wurstautomaten, die 24/7 zu erreichen sind, verkauft. Teile des Sortiments werden auch über den Lebensmitteleinzelhandel in der Region angeboten. „Tradition, die man schmeckt“ ist das Credo der Inhaberfamilie, mit dem sie bereits in der vierten Generation erfolgreich ist. Das Unternehmen nutzt ebenfalls das Gütesiegel „Geprüfte Qualität NRW“. Werbung mit dem Siegel ist auch hier ein zentrales Instrument, um die Herkunft des Fleisches von regionalen Bauern zu kommunizieren. Handzettel in den regionalen Tageszeitungen und Bildschirmpräsentationen und Filme in den Filialen sind hierfür geeignet. „Die Verbraucherinnen und Verbraucher haben verstanden, dass wir hochwertiges frisches Fleisch anbieten, das keine langen Wege hatte und schätzen das Wert,“ so Stefan Hintz.

Durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Landwirten, Lebensmittelhandwerk und Verbrauchern kann eine nachhaltige und regionale Erzeugung und Vermarktung von hochwertigen Lebensmitteln gefördert werden. Das Engagement für Regionalität und Transparenz wird von den Kundinnen und Kunden geschätzt. Transparente Qualitätsstandards, ebenso wie die Kommunikation über die Art der Tierhaltung spielen dabei eine wichtige Rolle, um das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher zu gewinnen.

Grafik: Fleischverbrauch (Copyright: BMEL-Statistik.de)
Foto: Rinder auf Naturschutzflächen (Copyright: Hof Keil)
Foto: Heiner Keil (Copyright: Hof Keil)
Foto: Udo Kürten (Mitte) mit Neuland-Bauern, die Schweine züchten (Copyright: Fleischerei Kürten)
Foto: Schweine in Stroh (Copyright: Hennche Fleisch- und Wurstwaren GmbH)

Abbildungen und Fotos:
Grafik Fleischverbrauch (© bmel-statistik.de),
Rinder auf Naturschutzflächen (© Hof Keil),
Heiner Keil (© Hof Keil),
Udo Kürten (Mitte) mit Neuland-Bauern, die Schweine züchten (© Fleischerei Kürten),
Schweine in Stroh (© Hennche Fleisch- und Wurstwaren GmbH)

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