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Foto: Andreas Heinz (Copyright: MLV/Giulio Coscia)

„Wir brauchen mehr Aufklärung“

Der Vorsitzende von Ernährung-NRW e. V., Andreas Heinz, im Interview mit der Lebensmittelzeitung.

Lebensmittelzeitung: Viele Markenartikelhersteller und Landwirte beklagen wegen der Inflation eine nachlassende Bereitschaft der Konsumenten, regionale Ware bevorzugt zu kaufen. Das Geschäft mit Handelsmarken wird ausgebaut. Wie beurteilen Sie die Situation?

Andreas Heinz: Der Handel hat erkannt, dass Verbraucherinnen und Verbraucher in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit dazu tendieren, ihr Ausgabeverhalten anzupassen und nach kostengünstigen Alternativen suchen. Handelsmarken sind kurzfristig gesehen sicherlich eine solche Alternative. Ich glaube nicht, dass dies auf Dauer der Segen für den Handel sein kann. Die Wertschöpfung erreicht der Handel dauerhaft durch Markenartikel. Faktoren wie Qualität, Herkunft, Nachhaltigkeit und Regionalität spielen für viele Verbraucher eine Rolle.

LZ: Wie groß ist die Bereitschaft des LEH in NRW, regionale Ware gut sichtbar in den Supermärkten zu offerieren?

Heinz: Regionale Sortimente sind nach wie vor im Trend. Dabei wird nicht nur die lokale Landwirtschaft unterstützt, sondern Transportwege werden verkürzt und damit auch die Umweltbelastungen, die damit einhergehen. Unser qualitätsbasiertes Herkunftszeichen ‚NRW geprüfte Qualität‘, findet sich heute bereits bei Händlern wie Edeka Rhein-Ruhr und Rewe-West im Regal. Das Siegel markiert regionale Lebensmittel wie Obst und Gemüse, Fleisch, Fisch, Eier und vieles mehr. Leider stellen wir aber immer wieder fest, dass der Handel preiswerte Importware neben den hochwertigen regionalen Produkten platziert. Das begrüßen wir natürlich nicht. Preiswerte ausländische Importware verdrängt teilweise die inländische, regionale Ware. Aufklärung ist hier wichtig.

LZ: Themen wie Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft sind in aller Munde. Welche strukturellen und finanziellen Probleme gibt es bei der Umsetzung?

Heinz: Es gibt verschiedene Herausforderungen. Einige Probleme betreffen die hohen Investitionskosten, die Wettbewerbsfähigkeit, den Mangel an Infrastruktur, die Komplexität von Vorschriften oder auch nötige Verhaltensänderungen, um nur einige zu nennen. Dennoch müssen die strukturellen und finanziellen Probleme angegangen werden, um Fortschritte in diesen Bereichen zu ermöglichen. Der Verband Ernährung-NRW besetzt mit seinen Projekten wichtige Zukunftsthemen, zu denen Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft gehören. Mit ‚NRW is(s)t zukunftsfähig‘ hat der Verein beispielsweise eine wegweisende Kampagne initiiert und leistet mit verschiedenen Projekten wie ‚Think Tank Klimaneutralität‘ und ‚Definierte Nachhaltigkeit für Wertschöpfungsketten der Agrar- und Ernährungswirtschaft in NRW‘ wichtige Beiträge zur Begleitung der Nachhaltigkeitsaktivitäten von Unternehmen. Es erfolgt in diesem Zusammenhang eine enge Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW, das diese Projekte unterstützt und fördert.

LZ: Mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine sind die Kosten für Energie, Logistik, Warenbeschaffung und Verpackungsmaterial gestiegen. Wie groß sind die Herausforderungen für die Branche?

Heinz: Der Preis für Zucker und Glukose hat sich beispielsweise gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Die Kosten für Verpackungsmaterial sind ebenfalls stark gestiegen. Außerdem kommt es zu Lieferverzögerungen oder -ausfällen. Das bringt die gesamte Wertschöpfungskette durcheinander. Die Energiekosten erholen sie sich gerade wieder.

Autorin: Judith Hillemeyer, Lebensmittelzeitung
Ausgabe vom 26. Mai 2023

Foto: Andreas Heinz (© MLV/Giulio Coscia)

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