
„NRW is(s)t gut!“ – 15 Jahre Engagement für regionale Lebensmittel und nachhaltige Ernährungswirtschaft
Der Verein Ernährung-NRW feierte in Kamp-Lintfort sein 15-jähriges Jubiläum und lud anlässlich dieses Meilensteins zur „Langen Nacht der Ernährung“ ein. Die Veranstaltung bot eine Plattform, um gemeinsam mit Expertinnen und Experten erfolgreiche Perspektiven für die aktuellen Herausforderungen der Land- und Ernährungswirtschaft zu diskutieren.
Ein besonderes Highlight der Feierlichkeiten war der Besuch der nordrhein-westfälischen Landwirtschafts- und Verbraucherschutzministerin Silke Gorißen. Vor rund 100 Gästen würdigte sie in ihrer Laudatio das Engagement des Vereins und dessen Bedeutung für die regionale Land- und Ernährungswirtschaft. Gorißen lobte den Verein Ernährung-NRW als wichtigen Akteur, der Landwirte, Lebensmittelproduzenten, das Lebensmittelhandwerk sowie den Lebensmittelhandel miteinander vernetzt und dadurch die Bekanntheit regionaler Produkte stärkt. Sie betonte, dass Nordrhein-Westfalen für eine starke Landwirtschaft und vielfältige, regionale Lebensmittel stehe und hob die Bedeutung der Nähe, Qualität und Verantwortung hervor, die die Betriebe in NRW auszeichne.
Der Verein Ernährung-NRW wurde 2010 gegründet, um die Marke „NRW is(s)t gut!“ zu etablieren und die regionale Land- und Ernährungswirtschaft zu stärken. Heute zählt der Verein rund 150 Mitglieder, darunter Landwirte, Lebensmittelproduzenten, das Lebensmittelhandwerk, Außer-Haus-Verpfleger, Handelsunternehmen und Verbände sowie Regionalinitiativen. Das herkunftsbasierte Qualitätszeichen „Geprüfte Qualität – NRW“ ist auf vielen Lebensmitteln im Einzelhandel zu finden, insbesondere auf Obst und Gemüse, Milch und Molkereiprodukten, Fleisch- und Wurstwaren, Fisch, Eiern sowie Honig aus NRW.
Ein zentrales Ziel des Vereins ist es, Produzenten und Erzeugern eine Bühne zu bieten, um die Vielfalt und Qualität regionaler Lebensmittel zu präsentieren. Dafür organisiert der Verein regelmäßig Veranstaltungen wie Auftritte bei der Grünen Woche in Berlin, regionale Hoffeste und weitere Anlässe zur Vernetzung. Zudem arbeitet der Verein an Projekte zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz, die für die Land- und Ernährungswirtschaft von Bedeutung sind.
Ein besonderes Event im Jahreskalender ist die „Lange Nacht der Ernährung“, die erstmals 2019 stattfand. Die Veranstaltung widmet sich zukunftsweisenden Themen der Ernährungswirtschaft und erfreut sich wachsender Beliebtheit.
Im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung in Kamp-Lintfort referierte der Ernährungswissenschaftler und Autor Dr. Malte Rubach über die Zukunft der Ernährung. Unter dem Titel „Zukunft Ernährung NRW – Eine 360°-Analyse“ beleuchtete Rubach zentrale Entwicklungen, Herausforderungen und Chancen für die Land- und Ernährungswirtschaft in der Region.
In seinem Vortrag hob Rubach hervor, dass sich die Kalorienzusammensetzung der Ernährung in Deutschland in den letzten Jahrzehnten kaum verändert habe. Besonders der hohe Anteil tierischer Eiweißquellen wie Fleisch und Milchprodukte sei weiterhin prägend, während pflanzliche Eiweißquellen bisher nur einen geringen Teil ausmachten. Zudem widmete er sich der Frage, wie Innovationen wie Fleischersatzprodukte, Insekten als Nahrungsquelle und kultiviertes Fleisch den Ernährungsmarkt künftig verändern könnten.
Ein weiterer Schwerpunkt lag auf den ökologischen und ökonomischen Bedingungen der Ernährungswirtschaft. Rubach betonte, dass Deutschland aufgrund seiner fruchtbaren Böden und günstigen klimatischen Bedingungen eine vergleichsweise effiziente Landwirtschaft betreibe und mehr Lebensmittel exportiere als importiere.
Abschließend sprach Rubach über nachhaltige Lösungsansätze zur Reduzierung der Umweltbelastungen durch die Ernährungswirtschaft und rief dazu auf, die Vielfalt der Esskulturen und regionalen Ernährungsgewohnheiten stärker in den Fokus zu rücken. Nur durch ein Zusammenspiel von Innovation, nachhaltigen Produktionsweisen und kultureller Vielfalt könne eine zukunftsfähige und klimafreundliche Ernährungswirtschaft entstehen. Der Vortrag verdeutlichte eindrucksvoll, dass die Zukunft der Ernährung vielfältige Herausforderungen, aber auch innovative Lösungsansätze bereithält, die es aktiv zu gestalten gilt.
Ein weiterer wichtiger Beitrag kam von Dr. Svea Pacyna-Schürcheck, Projektleiterin bei Ernährung-NRW e. V., die über das EFRE-Projekt „Klimaschutz mit TransformERN: Wie die Ernährungswirtschaft die Klimaschutzziele in NRW erreichen kann“ informierte.
In ihrem Vortrag stellte Pacyna-Schürcheck die vielfältigen Herausforderungen der Land- und Ernährungswirtschaft in Nordrhein-Westfalen dar, die unter anderem durch weltpolitische Ereignisse, Ressourcenknappheiten und volatile Rohstoffpreise geprägt sind. Hinzu kommen die Auswirkungen des Klimawandels, die sowohl die Produktionsbedingungen als auch die Versorgungssicherheit beeinflussen. Vor diesem Hintergrund präsentierte sie das Projekt „TransformERN“, das den Unternehmen der Ernährungswirtschaft im Rahmen eines umfassenden Wissens- und Technologietransfers praktische Lösungen und Hilfestellungen bietet.
Das Projekt „TransformERN“ verfolgt das Ziel, die Ernährungswirtschaft am Niederrhein und in Ostwestfalen-Lippe (OWL) gezielt bei der Umstellung auf klimaschonendere Produktionsprozesse zu unterstützen. Im Mittelpunkt stehen dabei die individuellen Bedarfe und Herausforderungen der Unternehmen. Zu diesem Zweck bietet das Projekt verschiedene Maßnahmen an, darunter regionale Netzwerke entlang der Lieferkette, die Vernetzung mit Forschung und Wissenschaft, praxisnahe Workshops sowie Checklisten und Informationsmaterialien.
Ein besonderer Schwerpunkt des Projekts liegt auf einem partnerschaftlichen Ansatz: Die beteiligten Akteure, darunter Ernährung-NRW e. V., Foodhub NRW e. V. und Food-Processing Initiative e. V., setzen auf enge Zusammenarbeit und kontinuierlichen Austausch mit den Unternehmen der Branche. So sollen gemeinsam maßgeschneiderte Lösungen entwickelt werden, die praxisnah und wirksam zur Reduktion von CO₂-Emissionen und zur nachhaltigen Transformation der Ernährungswirtschaft beitragen.
Abschließend rief Dr. Pacyna Schürcheck die Teilnehmenden dazu auf, sich aktiv an dem Projekt zu beteiligen und die vielfältigen Unterstützungsangebote von TransformERN in Anspruch zu nehmen. Das Projekt wird kofinanziert von der Europäischen Union und bietet Unternehmen der Land- und Ernährungswirtschaft wichtige Impulse für die erfolgreiche Umsetzung von Klimaschutzzielen in Nordrhein-Westfalen.
Der Verein Ernährung-NRW dankte dem Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW, dem LANUV sowie allen Partnerinnen und Partnern, die zur erfolgreichen Umsetzung der „Langen Nacht der Ernährung“ und zum 15-jährigen Bestehen des Vereins beigetragen haben.
Fotos: Jörg Meyer | jumpr.com