Innovation trifft Tradition
Die letzten zehn Jahre waren für Simona und Carl-Hendrik May ebenso herausfordernd wie erfolgreich. Zunächst im Nebenerwerb bewirtschaften die Agraringenieurin und der Agraringenieur den seit 1523 in Drensteinfurt angesiedelten landwirtschaftlichen Betrieb seiner Familie in der inzwischen 22. Generation nun seit 2021 im Vollerwerb. Seitdem geht es rund auf Hof May.
Zum Erfolg trägt neben der Arbeitsteilung – er in der Landwirtschaft und sie verantwortet Produktion, Verkauf/ Vertrieb, Buchhaltung und Personal – insbesondere ihr Mut und Fleiß bei. Auslöser waren ein paar Hühner, die es besser als die meisten ihrer Artgenossen haben sollten. Das Ehepaar May setzte deshalb gleich auf mobile Freilandhaltung. Die Hühnerschar wuchs rasant auf mittlerweile bis zu 3.500 Hennen in drei Mobilställen unmittelbar am Hof und mit immer nachwachsendem frischem Gras vor den Schnäbeln.
Diese Haltungsform führt u. a. zur geringeren Keimgefahr und hohen Qualität der Eier. Und ganz nebenbei tut die Mobilstallhaltung der Weidefläche und dem Grundwasser gut.
Als nächstes sollten die Mastschweine von der Tierwohl-Orientierung der jungen Landwirte profitieren. Obwohl schon Teilnehmende der Initiative Tierwohl, entsprach die Haltungsform 2 noch lange nicht dem, was Simona und Carl-Hendrik unter einer wesenskornformen Schweinehaltung verstanden.
Der Wunsch danach überwog die Scheu vorm Risiko und so starteten sie 2020 zunächst mit einem kleineren Strohstall mit Außenklima. All ihre Erwartungen hinsichtlich Tierwohl und -gesundheit, aber auch Technik und Handling wurden erfüllt und die Rückmeldungen der Kundschaft gaben ihnen überdies recht. Das Strohschwein von Hof May war geboren.
Im Jahr 2022 wurde dann die gesamte Schweinemast auf die Haltungsform 4 umgestellt. Die aktuell ca. 750 Strohschweine leben in natürlichem Tag-Nacht-Rhythmus ohne Betonspalten und Gülle aber mit unkupierten Ringelschwänzchen in einem 2.100 m² großen Außenklimastall mit separatem Schlaf-, Fress- und Kotbereich. Jedem Tier stehen 2 m² Innenfläche mit täglich bis zu einem Kilo frischem Stroh, 4 m² Außenfläche und ab dem mittleren Mastalter auch parallel die Weidefläche zur Verfügung.
Über dem neuen Stall entstand überdies ein großer Besucher- und Veranstaltungsraum mit uneingeschränktem Blick in denselben für Meetings mit Geschäftspartnern und Abnehmern aus Gastronomie und Handelspartnern aus der Region, Besuchergruppen aus Kitas, Schulen, Vereinen, Institutionen usw. Regelmäßige, mehrmals jährliche Hofbesichtigungen beginnen oder enden hier.
„Denn auch Transparenz ist eines der Grundprinzipien auf unserem Hof“, so Simona May, „die soziale Kontrolle ist wichtiger als die behördliche.“
Und so folgte rasch der nächste Schritt zu mehr transparentem Tierwohl und daraus resultierender Produkte-Qualität durch den Bau der gläsernen Hof-Metzgerei gleich neben dem Hofladen.
Nachdem die in direkter Nachbarschaft geborenen Ferkel den Außenklimastall auf Hof May bezogen und ihr Leben bis zur Schlachtreife dort kontrolliert und artgerecht verbracht haben, erfolgt die Schlachtung ohne Verlade- und Transport-Stress in der hofeigenen Metzgerei. So ist ein behutsamer und respektvoller Umgang bis zur fachgerechten Schlachtung, Zerlegung und Verarbeitung (Nose to Tail übrigens) aus einer Hand und eine lückenlose Wertschöpfungskette gewährleistet – in dieser Kombination in NRW eher selten. Dies alles führt zu der hohen Qualität all ihrer Strohschwein-Produkte aus zertifizierter Haltungsform 4 und garantiert 5 x D.
Das vor Ort geschlachtete und verarbeitete Rindfleisch stammt aus der direkten Nachbarschaft, saisonales Wild aus dem eigenen Revier und Suppenhühner und Weidehähnchen vom Hof. Für die Fleisch- und Wurstwaren werden traditionelle Rezepte und ehrliches Handwerk um kreative und innovative Ideen ergänzt.
Vervollständigt wird das Hofladen-Sortiment durch saisonales Obst und Gemüse, Eier, Eingemachtes und handgemachte Brote, Brötchen, Teilchen und Kuchen aus dem Steinofen, für deren Herstellung noch immer die Mutter von Carl-Hendrik May ebenso verantwortlich zeichnet, wie für das Hofcafé.
Heute ist der Ameker Hof May mit 75 Hektar für Ackerbau mit Weizen, Gerste, Mais und Raps, Schweine- und Hühnerhaltung sowie Wald und Wiesen ein Familienbetrieb, auf dem das Motto „Alle für Einen und Einer für Alle“ nicht nur über das tägliche gemeinsame Frühstück gelebt wird: Von Simona und Carl-Hendrik May, den drei ebenfalls in den letzten zehn Jahren geborenen Kindern, der Oma, den fünf Mitarbeitenden im Team Landwirtschaft und den neun Angestellten in Metzgerei und Hofladen – Auszubildende inklusive. Denn insbesondere in der Landwirtschaft stellen die Mays bisher keinen Personalmangel fest, was ihnen eine sorgfältige und sensible Auswahl ermöglicht, um die nächsten Ziele zu erreichen und das Leben auf dem Hof May auch zukünftig harmonisch und erfolgreich zu gestalten.
Fotos: © Jörg Meyer | jumpr.com