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Foto: Elisabeth Vielhaber (Copyright: Jörg Meyer | jumpr.com)

Gemeinschaftlich optimistisch in die Zukunft

„Papa ist großartig“, sagt Elisabeth Vielhaber aus ganzem Herzen. Sie ist froh, sich gerade in diesen Zeiten auf die Expertise und Unterstützung ihres Vaters, Eberhard Vielhaber, verlassen zu können. Seit März 2020, just mit Beginn der Pandemie, ist die 30jährige in der siebten Generation Chefin der Handwerksbäckerei im Sauerländischen Sundern mit 28 Verkaufsfilialen, viele davon mit Café, und ca. 300 Mitarbeitenden.

Ihr Einstieg ins elterliche Unternehmen war also mehr als eine Feuertaufe… Aber Elisabeth Vielhaber ist eine Powerfrau und hat sich auf die Anforderungen optimal vorbereitet. Nach dem Masterstudium der Betriebswirtschaft hat sie Meisterin-Ausbildungen zur Bäckerin und Müllerin absolviert und sich – um die Qualifikation zu perfektionieren – zu einer von bundesweit nur wenigen Brot-Sommelièren ausbilden lassen. Bei dieser Fortbildung geht es neben vielem anderen im Kern darum, dem Handwerksbrot wieder zu gesellschaftlicher Anerkennung zu verhelfen und es sogar als Life-Style-Produkt in der Gesellschaft zu etablieren. Die Jung-Unternehmerin ist von den positiven Eigenschaften handwerklichen Brotes eh komplett überzeugt. „Es bringt alles mit, was wir – gerade aktuell – benötigen, entspricht unseren Anforderungen an Lebensmittel und ist kostengünstig“, weiß Elisabeth Vielhaber. „Handwerksbrot ist nämlich vielfältig, qualitativ hochwertig, wohlschmeckend und flexibel. Es kommt auch vegetarisch oder vegan, in jedem Fall frisch, daher, eignet sich für die Haltbarmachung durch Tiefkühlung, geht ‚to-go‘ genauso gut wie als Mittelpunkt einer Mahlzeit, ist unprätentiös, oder als Spezialität etwas Besonderes, Grundnahrungs- und Genussmittel und kann sogar regional sein“, schwärmt die Brot-Expertin. So regional wie aus der Familien-Bäckerei, die zu den zehn ältesten Unternehmen im Sauerland zählt und als echte Besonderheit Mühle und Backstube unter einem Dach vereint.

Seit mehr als 200 Jahren wird in der Mühle das Getreide vermahlen und unmittelbar verbacken. Aktuell sind es jährlich ca. 600 Tonnen Roggen von landwirtschaftlichen Betrieben ausschließlich aus den Regionen Sauerland, Märkischer Kreis und Soester Börde. Das zum Backen benötigte frische Quellwasser kommt aus einer nur wenige hundert Meter entfernten Quelle, ist natriumarm und mineralienreich. „Regionale Lebensmittel fördern die heimische Landwirtschaft und erhalten Kulturlandschaft. Traditionelle Kenntnisse, regionaltypische Rezepturen und handwerkliche Fähigkeiten helfen, das Image unserer Region zu erhalten und fördern“, findet Elisabeth Vielhaber.

Ein großer Teil der bis zu 26 verschiedenen Brot- und zwölf Brötchensorten wird aus dreistufig geführtem Natursauerteig hergestellt, der für ihren unverkennbaren Geschmack, die Lockerheit, Bekömmlichkeit und lange Frische sorgt. Durch Frische zeichnen sich natürlich auch die 17 verschiedenen Teilchen- und Kuchensorten, vier Dauergebäcke und acht Torten aus, die zum Sortiment gehören. Zahlreiche Algorithmen helfen der IT dabei, den Filialbedarf zu ermitteln und Lebensmittelverschwendung zu vermeiden.

Dies dient auch der Nachhaltigkeit, die schon immer ein wichtiges Anliegen der Familie war. Das Unternehmen nimmt am regionalen Konzept „Ökoprofit“ teil und gehört zu den deutschen „Green Bakers“, die von Energieeffizienzexperten beraten und begleitet werden. „Aber Handwerk“, sagt Elisabeth Vielhaber, „ist per sé nachhaltig und im eigenen Falle wegen der kurzen Wege des Getreides vom Feld in die Mühle, des Mehles in die Backstube und der Backwaren in die Filialen eigentlich konkurrenzlos.“ Weil die seit mehr als zwei Jahren währende Situation „wahnsinnig viel Kraft“ kostet, ist die junge Chefin außer ihrem Vater auch allen Mitarbeitenden dankbar, weil diese mit einer optimistischen Grundhaltung zusammenstehen und die Kundschaft durch ein persönliches vertrautes Miteinander binden und sie dankt den Landwirtinnen und Landwirten, mit denen man gemeinsam nach konstruktiven Preis-/Leistungslösungen sucht. Sie kenne „einige Jung- bzw. Nachwuchshandwerkerinnen und -handwerker unterschiedlicher Branchen, die sehr fit für die Anforderungen der Zukunft sind, weil sie experimentierfreudig und flexibel und so den Anforderungen dieser sich so schnell verändernden Welt gewachsen sind.“

Dies alles trifft auf die junge Bäckerei-Chefin 100prozentig auch zu. Derzeit werden unter ihrer Federführung Backwaren aus Roggen entwickelt, die es in dieser Form am deutschen Markt noch nicht gibt – erfolgversprechend für alle Beteiligten und interessant für Gesundheits- und Umweltbewusste. Vom Roggen ist sie total begeistert: „Er hat tiefe Wurzeln und deshalb geringeren Wasserbedarf, ist krankheits- und frostresistenter und er ist regional“, lobt sie das Getreide. „Wir sind nicht hip, aber zuverlässig, heimatlich und vertrauenswürdig“, beschreibt Elisabeth Vielhaber ihr Unternehmen, „und mit unserem riesigen Erfahrungsschatz, unserer Flexibilität und dem Zusammenhalt der jungen Generation in unserer Branche, kriegen wir das alles schon hin“, ist sie überzeugt.

Beitragsfoto: © Jörg Meyer | jumpr.com

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